Keine Punkte trotz Überzahl

Peter Zeidler brachte es nach dem Spiel schonungslos auf den Punkt, als er sagte, dass man heute keinen Punkt verdient habe. Auch Captain Lukas Görtler ging in seiner Analyse hart ins Gericht mit sich und seinen Mannschaftskollegen, während nur wenige Meter weiter FCZ-Goalie Yanick Brecher völlig euphorisiert Siegerinterviews gab.

Dabei sah es nach etwas mehr als einer Viertelstunde so aus, als würde alles für uns laufen, als Schiedsrichter Luca Piccolo nach einem üblen Foul von Krasniqi an Jérémy Guillemenot nur Gelb zeigte und von seinem VAR Lionel Tschudi an den Bildschirm beordert wurde. Dort sah Piccolo, dass das Foul mit offener Sohle über dem Knöchel nur eine Farbe verdient hat - nämlich Rot.

Doch die Überzahl schien unser Team nicht zu beflügeln. In der 26. Minute musste Lawrence Ati Zigi mirakulös gegen Okita retten. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit konnten die Espen vermehrt Druck aufbauen, doch Jérémy Guillemenot vergab seine beiden Topchancen in der 28. und 36. Minute. Dennoch konnte man mit der gezeigten Leistung noch verhalten optimistisch sein. Ein Trugschluss, wie die zweite Halbzeit zeigen sollte.

Die begann mit einem Wechsel: Noha Ndombasi ersetzte Ricardo Alves hinter den Spitzen. Doch die erste Viertelstunde geschah gar nichts. Und dann kamen die Chancen - aber nicht für die Espen, sondern für das dezimierte Heimteam. Okita in der 62. Minute, aber Zigi machte die nahe Torecke zu. Nur eine Minute später konterte Tosin, Zigi wieder mit einer sensationellen Parade. Und in der 65. Minute war Guerrero plötzlich vor unserem Kasten, schoss den Ball aber Zentimeter am entfernten rechten Pfosten am Tor vorbei.

Peter Zeidler reagierte erneut und brachte in der 66. Minute Neuzugang Willem Geubbels ins Spiel. Zehn Minuten später folgte ihm der andere, Leon Dajaku. Aber noch immer machte es den Anschein, als würde uns kein Tor gelingen heute. Auch die letzten beiden Trümpfe von unserem Coach in der 81. Minute, Vallci und Guidotti, stachen nicht.

Und so nahm das Unheil seinen Lauf, als der FCZ in der 88. Minute den dritten Eckball treten konnte. Der nach dem Platzverweis ins Spiel gekommene Marc Hornschuh stieg am höchsten und köpfte den Ball ins Netz, noch unglücklich abgelenkt von Jérémy Guillemenot, der retten will, aber den Ball ins eigene Tor drischt. 

Damit aber nicht genug: In der 94. Minute keimte nochmals ein Funken Hoffnung auf, als Luca Piccolo plötzlich auf den Elfmeterpunkt zeigte, nachdem sich Noha Ndombasi im Strafraum durchgewuselt hatte. Doch wieder meldete sich Lionel Tschudi aus Volketswil, und Piccolo nahm den Elfmeter zurecht zurück. Somit war die Niederlage besiegelt.

Zum missratenen Ausflug nach Zürich passt ins Bild, dass auch der Extrazug mit den 678 Espenfans in Spreitenbach liegen blieb und der lautstarke Anhang erst kurz vor der Halbzeit im Stadion eintraf. Doch daran hat es heute sicher nicht gelegen. (man)

FC Zürich – FC St.Gallen 1879 1:0 (0:0)

Letzigrund – 14'950 Zuschauer – SR Luca Piccolo (VAR Lionel Tschudi).

Tore: 88. Hornschuh 1:0.

Zürich: Brecher; Omeragic, Katic, Aliti; Boranijasevic, Conde, Guerrero (67. Kamberi); Okita (78. Rohner), Simic (20. Hornschuh), Tosin (78. Marchesano).
St.Gallen: Zigi; Stillhart (81. Vallci), Stergiou, Maglica, Kempter (81. Guidotti); Görtler (Cap.), Quintillà, Witzig (66. Geubbels); Alves (46. Ndombasi); Akolo (76. Dajaku), Guillemenot.

Verwarnungen: 19. Simic (Reklamieren), 45. Alves (Foul), 68. Boranijasevic (Foul), 86. Quintillà (Foul).

Bemerkungen: Zürich ohne Dzemaili (gesperrt), Guzzo, Santini, Selnaes (alle verletzt), Afriyie (Afrikameisterschaft). St.Gallen mit Watkowiak, Münst, Vallci, Karlen, Kräuchi, Guidotti, Geubbels, Dajaku, Ndombasi (Ersatzbank) und ohne Nuhu, Schubert, von Moos, Latte Lath, Schneider, Sutter (alle verletzt) und Dumrath, Jacovic, Besio, Cavegn (alle nicht im Aufgebot). – 16. VAR-Überprüfung Rote Karte. – 17. Rot für Krasniqi (Foul). – 93. VAR-Überprüfung Foulelfmeter. – 94. SR Piccolo nimmt den Elfmeter zurück.