Ein Abend zum Vergessen

FC St.Gallen 1879 : FC Zürich 0:4 (0:1) Fr, 26.06.20 Spielberichte

Was zuerst nach einem weiteren dominanten und begeisternden Spiel von uns aussah, entwickelte sich zu einer 0:4-Niederlage gegen den FC Zürich.

Es war exakt 21 Uhr, als der bisher perfekte Abend sich anschickte, einer zu werden, den man am liebsten ganz schnell vergessen würde. Bis dahin spielte unsere Mannschaft bei bestem Wetter einen Traumfussball, angefeuert von 1000 Zuschauern, die eine tolle Atmosphäre in den kybunpark zauberten. Selbst Zürichs Trainer Ludovic Magnin sagte an der Medienkonferenz, dass er sich zuerst beim St. Galler Publikum bedanken wolle. «Meine Frau ist aus St. Gallen und ich weiss, dass die St. Galler verrückt sind.» Aber wie sie heute ihr Team unterstützt hätten, das sei super gewesen.

Super war auch der Auftritt von Peter Zeidlers Mannen in der ersten halben Stunde, besonders in den ersten 20 Minuten. Da liessen sie dem Gegner kaum eine Chance und schnürten ihn regelrecht in dessen Platzhälfte ein. Torchancen im Minutentakt, Eckbälle am laufenden Band. 5:0 lautet da die Statistik nach 19 Minuten, bei den Schüssen in Richtung Tor gar 8:0. Höhepunkt war Cedric Ittens Lattenknaller aus rund 20 Metern in der 14. Minute. Der FCZ wusste nicht mehr, wie ihm geschieht. Oder wie Ludovic Magnin sagte: «Der FC St. Gallen hat richtig geil gespielt.» So weit so gut. Doch zum Leidwesen der Grün-Weissen fügte Magnin mit einem Lachen noch an: «Aber in der zweiten Halbzeit haben dann wir geil gespielt.»

Nach dem Sturm schien für den FCZ die Sonne

Er habe gerechnet, dass die St. Galler wie die Feuerwehr kommen würden, nachdem YB Punkte liegen gelassen hatte. «Wir mussten diesen Sturm überstehen am Anfang.» Aber nach dem Sturm komme auch immer wieder die Sonne. Und diese ging für die Zürcher kurz nach 21 Uhr auf, als sie zu ihrem ersten Eckball kamen. Und gleich zur völlig unerwarteten Führung. Zürichs slowenischer Stürmer Kramer köpfte den Ball aufs Tor, und Vincent Rüfli schaffte es nicht, den scharfen Ball auf der Linie zu klären, sondern lenkte ihn ins Tor ab. Lawrence Ati Zigi konnte ebenfalls nicht mehr entscheidend eingreifen.

Danach gab es einen Bruch in unserem Spiel. Die Zürcher, die diesen Sturm nicht nur schadlos überstanden hatten, sondern auch noch vorlegen konnten, traten nun mit breiterer Brust auf und konnten mit ihren schnellen Offensivkräften nun ihr Spiel aufziehen. Auf die Frage eines Journalisten, ob der FC St. Gallen dem FCZ liegen würde, da meinte Magnin, dass ein Team wie St. Gallen, das mitspiele, ihnen mehr entgegen käme, als ein Team, das den Bus im Tor parkiere.

Letard verletzte sich wieder

Das Unheil nahm seinen weiteren Lauf, als der eben erst aus einer Verletzung zurückgekehrte Yannis Letard, der in der Innenverteidigung für den gesperrten Betim Fazliji auflief, nach einem Prellball unmittelbar vor der Pause angeschlagen war. Letard lief zwar nach dem Seitenwechsel nochmals auf, aber bereits in der ersten Minute der zweiten Halbzeit musste er humpelnd vom Feld. Es ging nicht mehr. Für Letard kam Fabiano Alves ins Spiel.

Trotz dieser widrigen Umstände spielte unser Team weiter nach vorne, holte in den ersten zehn Minuten die Eckbälle Nummer sieben und acht heraus und Jordi Quintillà zwang FCZ-Goalie Brecher mit seinem Freistoss in der 55. Minute zu einer schönen Parade. Doch das Spiel blieb irgendwie harzig und die Zürcher hatten nun auch ihrerseits vermehrt gefährliche Aktionen. In der 62. Minute hätte Kololli beinahe auf 2:0 erhöht, sein abgelenkter Ball kullerte jedoch Zentimeter am Tor von Zigi vorbei.

Für Kololli lief es rund

Doch zwei Minuten später schlug es bei uns ein. Tosin tankte sich rechts durch, lief an Alves vorbei und hämmerte den Ball in den Netzhimmel. Peter Zeidler reagierte mit einem Doppelwechsel in der 67. Minute, nahm Alves nach 21 Minuten taktisch bedingt wieder vom Platz und zog Quintillà zurück in die Innenverteidigung. Wir gaben nicht auf, suchten den Anschlusstreffer, hatten bis Spielende insgesamt 13 Eckbälle auf unserem Konto stehen, doch der Ball wollte und wollte nicht ins Tor. Es war nicht unser Abend.

Für die Zürcher, insbesondere für Kololli, lief es hingegen gut. Es gab in einer strittigen Szene keinen Handelfmeter, als er in der ersten Halbzeit in der Strafraumecke in den Ball rutschte. Und in der 86. Minute konnte Kololli zu einem sehenswerten Solo ansetzen und das 3:0 schiessen. Dass dann Tosin in der Nachspielzeit noch das 4:0 nach einem Konter schoss, passte zu diesem missglückten Abend, der so toll begann. (mna)

 

FC St.Gallen 1879 - FC Zürich 0:4 (0:1)

kybunpark - 1000 Zuschauer (Coronarichtlinien) - SR Lukas Fähndrich.

Tore: 30. Rüfli 0:1 (Eigentor), 64. Tosin 0:2, 87. Kololli 0:3, 91. Tosin 0:4.

St.Gallen: Zigi; Hefti (Cap.), Stergiou, Letard (46. Alves, 67. Bakayoko), Rüfli (67. Muheim); Görtler, Quintillà, Ruiz (85. Staubli); Itten, Guillemenot (46. Ribeiro), Demirovic.

Zürich: Brecher; Rüegg (88. Britto), Nathan, Omeragic, Kempter; Domgjoni (46. Sohm), Kryeziu; Tosin, Marchesano (60. Schönbächler), Kololli (87. Winter); Kramer (60. Mahi).

Verwarnungen: 23. Ruiz (Foul), 38. Kramer (Zeitspiel), 64. Tosin (übertriebener Torjubel), 85. Kololli (Foul).

Bemerkungen: St.Gallen mit Klinsmann, Bakayoko, Fabiano Alves, Ribeiro, Muheim, Staubli, Kräuchi (Ersatzbank) und ohne Fazliji (gesperrt), Costanzo, Gonzalez, Babic, Ajeti, Lüchinger (alle verletzt), Strübi, Abaz, Nuhu, Vilotic, Campos, Solimando (alle nicht im Aufgebot). - 14. Lattenschuss von Itten. - 93. Lattenschuss von Quintillà.