Fünf Tore und viele Fans

FC St.Gallen - Borussia Dortmund 1:4 (1:3) Mi, 31.07.19 Spielberichte Bildbeschreibung

Mehr als 13'000 Zuschauer kamen zum Testspiel gegen den BVB, der das Match über weite Strecken dominierte. Dennoch trugen auch unsere Spieler mit einer erfrischenden Spielweise zur guten Unterhaltung bei.

Wenn sich der BVB ankündigt, dann sind viele Fans garantiert. Klar, das herrliche Wetter trug auch noch dazu bei, dass wohl noch einige Kurzentschlossene den Weg in den kybunpark fanden, aber 13'207 Zuschauer an einem Dienstagabend in einem Testspiel, das ist schon eine Riesennummer. Der Rahmen für ein Fussballfest war somit jedenfalls gegeben.

Bei den Gästen stand Marwin Hitz im Tor. Für den Freidorfer, der nur sechs Kilometer vom Espenmoos entfernt aufwuchs und oft als Fan im Sektor Grün hinter dem Tor stand, war es das erste Spiel gegen "seinen" FCSG. Den Traum, einst für die erste Mannschaft des FC St.Gallen aufzulaufen, hat er noch nicht aufgegeben, wie er vor dem Spiel sagte. Doch aktuell ist er noch bis 2021 bei Dortmund unter Vertrag und er zeigte in diesem Testspiel, weshalb der deutsche Weltklasseverein ihn vor einem Jahr verpflichtet hatte. Hitz wehrte mehrere Male bravourös ab und trieb unsere Stürmer zur Verzweiflung.

Doch nicht nur zwischen den Pfosten stand ein Topmann. Auch die Namen vor ihm lassen jedes Fussballer Herz höher schlagen: Die Routiniers Hummels, Witsel, Reus, Götze standen auf dem Platz. Dazu das Talent Morey, das soeben von Barcelona in den Ruhrpott gewechselt hatte, oder der junge Marokkaner Hakimi, der von Real Madrid zu Dortmund kam und in der letzten Saison zum Stammspieler unter Trainer Favre wurde. Im Sturm spielte der junge Däne Bruun Larsen, und über die Qualitäten eines Nico Schulz oder Julian Weigel, die beide schon im Nationalteam spielten, bestehen sowieso keine Zweifel.

Einige hätten wohl gerne auch einen Alcàcer, Sancho, Hazard, Brandt oder Akanji gesehen, doch BVB-Trainer Favre hat mit seinem Kader die Qual der Wahl. Zudem putzten die Dortmunder, die am Abend nicht zum Einsatz kamen, am Vormittag in Bad Ragaz mal locker den FCZ mit 6:0 weg. Aber um die Relationen aufzuzeigen: Alleine schon mit der Transfersumme für Mats Hummels, der in diesem Sommer aus München zu Dortmund kam, könnte man die erste Mannschaft des FC St.Gallen mehrere Saisons finanzieren.

Bei uns kamen vor allem jene Spieler zum Einsatz, die beim tollen Sieg in Basel nicht zum Zug kamen. Eine gute Gelegenheit, sich zu zeigen und auzudrängen. Im Tor erhielt Jonathan Klinsmann 90 Minuten lang die Möglichkeit, sein Können zu zeigen. Besonders ein Zuschauer dürfte speziell auf unsere Nummer 18 geblickt haben. Vater Jürgen Klinsmann war ebenfalls im kybunpark.

Und einfach hatten es Klinsmann und seine Vorderleute nicht, denn schnell war klar, dass Dortmund das Spiel nicht auf die leichte Schulter nimmt. Die Deutschen starten bereits nächsten Samstag mit dem Supercup gegen die Bayern in die neue Saison und eine Woche später spielen sie im DFB-Pokal gegen Uerdingen. Dementsprechend wollte sich auch jeder der Schwarz-Gelben von seiner besten Seite zeigen.

Die Matchuhr zeigte genau zwei Minuten und drei Sekunden an, als Klinsmann das erste Mal hinter sich greifen musste. Die Dortmunder spielten sich schön durch und Schulz bediente Hakimi ideal - es ging alles ein bisschen schnell für uns. Mehrheitlich dominierten die Gäste, doch auch wir kamen durch Angelo Campos oder Jérémy Guillemenot zu unseren Chancen. Besonders jene von Guillemenot in der 23. Minute hätte eigentlich der Ausgleich sein müssen, als unser Stürmer alleine auf das BVB-Tor zulaufen konnte, doch Teufelskerl Hitz verhinderte das 1:1 mit all seiner Klasse und Routine.

So traf Bruun Larsen noch zweimal. Bei seinem ersten Treffer schlug Witsel einen weiten Pass in die Spitze, den der Däne mit dem Kopf verwerten konnte. Und beim zweiten Tor von Bruun Larsen konnte Schulz auch seinen zweiten Assist verbuchen. Mit einer Drei-Tore-Führung schien der Favorit in die Pause zu gehen. Schien, denn in der Nachspielzeit konnte Moreno Costanzo noch einen Freistoss treten. Der war gut geschossen und hätte wohl gepasst, doch Hitz lenkte den Ball noch irgendwie an den Pfosten. Doch Milan Vilotic reagierte am schnellsten und schoss den Ball zum 1:3 ins Netz.

Die Dortmunder spielten weitestgehend mit ihrer Elf durch, bei uns gab es in der Pause doch den einen oder anderen Wechsel. Besonders die Abwehr war nun völlig neu formiert und auch im Sturm standen mit Bakayoko und Babic frische Leute auf dem Feld. Wir hatten weiterhin einzelne Chancen wie die von Campos in der 55. Minute, als er das 2:3 nur knapp verpasste, doch unmittelbar danach musste zuerst Klinsmann mit einem tollen Reflex gegen Bruun Larsen dessen Dreierpack verhindern (57.) und weitere zwei Minuten später verfehlte Witsel mit seinem Schuss aus dem Hinterhalt das 4:1 nur knapp. Zudem war der volle Einsatz Stergious in der 63. Minute gefordert, als er beim Zurückeilen gerade noch sein Bein zwischen den Pass von Hakimi auf Bruun Larsen bringen konnte. Doch eine Minute später war das 1:4 Tatsache. Götze hebelte unsere Abseitsfalle aus und Reus schoss souverän und alleine vor Klinsmann ein.

In der Folge hatte Bruun Larsen noch weitere Chancen, doch entweder reagierte Klinsmann hervorragend, oder der Däne verfehlte nur knapp. Auf unserer Seite kam Costanzo in der 75. Minute gleich zu einer Doppelchance, doch Marwin Hitz wollte vor den Augen seiner Familie und Freunde kein weiteres Tor mehr zulassen und wehrte alles ab, was auf sein Tor kam. Auch in der Schlussminute blieb Hitz im Ostschweizerduell mit Costanzo Sieger, so dass keine weiteren Tore mehr fielen. (mna)

 

FC St. Gallen 1879 – Borussia Dortmund 1:4 (1:3)

kybunpark – 13'207 Zuschauer – SR Fedayi San.

Tore: 3. Hakimi 0:1, 31. Bruun Larsen 0:2, 44. Bruun Larsen 0:3, 45. Vilotic 1:3, 61. Reus 1:4.

FC St. Gallen 1879: Klinsmann; Rüfli (46. Babic), Vilotic (46. Stergiou), Letard (46. Ajeti), Kchouk (46. Solimando); Costanzo, Quintillà (Cap., 62. Fazliji), Fabiano Alves (62. Staubli); Kräuchi, Guillemenot (46. Bakayoko), Campos (73. Kutesa).

Borussia Dortmund: Hitz; Morey, Toprak (76. Zagadou), Hummels, Schulz; Weigel, Witsel; Hakimi, Reus, Götze (72. Reyna); Bruun Larsen (72. Pherai).

Verwarnungen: 33. Rüfli (Foul).

Bemerkungen: St. Gallen mit Stojanovic, Stergiou, Kutesa, Bakayoko, Muheim, Fazliji, Staubli, Solimando, Babic (Ersatzbank) und ohne Wiss, Nuhu, Lüchinger (verletzt), Strübi Ruiz, Itten, Görtler, Hefti (nicht im Aufgebot). Dortmund ohne Bürki, Unbehaun, Oelschlägel, Delaney, Sancho, Dahoud, Alcàcer, Guerreiro, Akanji, Balerdi, Brandt, Philipp, Hazard, Piszczek, Wolf, Schmelzer, Osterhage, Raschl (nicht im Aufgebot).