Unverdiente Niederlage

FC St.Gallen 1879 - FC Luzern 0:2 (0:0) Sa, 20.07.19 Spielberichte Bildbeschreibung

Zweimal kommt der VAR bei einem Penaltyentscheid zum Einsatz, zweimal zu unseren Ungunsten. Luzern entführt drei glückliche Punkte aus der Ostschweiz. Wir müssen die Wunden lecken.

Trotz Sommerferien kamen 11'672 Zuschauer in den kybunpark, die gespannt waren, wie sich der FCSG nach der vielversprechenden Vorbereitung präsentiert. Und gespannt war man sicher auch, wie sich der Einsatz des neuen Videoschiedsrichters in der Praxis auswirkt.

Die erste Frage wurde schon nach wenigen Minuten beantwortet. Unsere Spieler zeigten ansehnlichen Offensivfussball und Bakayoko schoss schon in der zweiten Minute das erste Mal auf das Luzerner Tor. Auch sonst wirbelte unser Dreizack im Sturm kräftig durch die Luzerner Hintermannschaft.

Nur bei klaren Fehlentscheiden

Frage zwei wurde nach einer Viertelstunde beantwortet, als Axel Bakayoko im Strafraum zu Fall kam. Schiedsrichter Lionel Tschudi stand optimal zwei Meter neben dem Geschehen und zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Doch dann schaltete sich der VAR aus Volketswil ein und Tschudi schaute sich die Szene nochmals am Spielfeldrand an - und er revidierte seine Meinung, gab keinen Penalty, dafür Gelb für Bakayoko wegen angeblicher Schwalbe. Eine harte Entscheidung einerseits, da wohl ein leichter Kontakt stattfand, und andererseits, weil der VAR eigentlich nur bei klaren und offensichtlichen Fehlentscheiden eingreifen dürfte. Dass Bakayoko überdies noch verwarnt wurde, ist besonders bitter.

Doch unser Team liess sich nicht beirren, dominierte das Spiel weiterhin und liess Luzern keine gefährliche Aktionen kreieren. Besonders die Abwehr mit Captain Silvan Hefti, den Innenverteidigern Leonidas Stergiou und Yannis Letard sowie Miro Muheim spielte ruhig und abgeklärt wie alte Hasen. Doch der Altersdurchschnitt des Quartetts liegt unter 20 Jahren. Captain Hefti, der am 25. Oktober 22 Jahre jung wird, ist der älteste der Vier.

Drei 21-Jährige im Sturm

Im Sturm überforderten die drei 21-Jährigen, Kutesa, Guillemenot und Bakayoko, die Luzerner immer wieder mit ihrer Schnelligkeit. Das Mittelfeld hob durch die drei 25-Jährigen, Görtler, Quintillà und Ruiz, den Altersdurchschnitt markant an, doch gerade Ruiz schaltete sich ebenfalls immer wieder in den Angriff ein und harmonierte gut mit Kutesa und Muheim. Nach einer halben Stunde schoss Ruiz flach auf die nahe linke Ecke, aber Luzerns Goalie Müller wehrte ab. Guillemenot schnappte sich in der Folge den Ball und schlenzte ihn in die weite rechte Ecke, doch wieder verhinderte Müller mit einer Superparade das 1:0 für uns.

Und Luzern? Die beste Chance der Innerschweizer war in der 41. Minute, als Margiotta zum Torschuss ansetzte, dieser aber von Görtler geblockt wurde. So gingen die beiden Teams torlos in die Kabinen, und Luzerns Trainer Häberli sagte hinterher an der Medienkonferenz, dass sein Team Glück hatte, kein Tor kassiert zu haben. Auf grün-weisser Seite haderte man zum einen mit dem VAR und zum andern mit Luzerns Goalie Müller.

Gelb und Gelb gibt Rot

Nach dem Seitenwechsel das gewohnte Bild, nämlich die St.Galler mehrheitlich in der gegnerischen Platzhälfte. Luzern meist einen Schritt zu spät. So auch der bereits verwarnte Schürpf in der 55. Minute, der überhart gegen Görtler einstieg - und nicht vom Platz flog. Schiedsrichter Tschudi verzichtete auf die zweite Gelbe. Doch unseren Trainer Peter Zeidler beschäftigte diese Szene natürlich auch nach Spielende noch. "Schürpf darf natürlich nicht bis zum Ende auf dem Platz stehen. Er muss zweimal Gelb sehen und das gibt auch mit VAR immer noch Rot. Aber Thomas Häberli hat Schürpf ja dann gleich ausgewechselt und die Aufgabe des Schiedsrichters übernommen", meinte Zeidler leicht ironisch.

Auch Peter Zeidler wechselte kurz darauf: Nach einer Stunde kam Cedric Itten für Axel Bakayoko, und elf Minuten später wurde Victor Ruiz durch Moreno Costanzo ersetzt. Kurz vor der zweiten Auswechslung hätte Silvan Hefti den Führungstreffer erzielen müssen, doch Heftis Kopfball wurde von Teufelskerl Müller erneut grandios abgewehrt.

Vermeintliches Glück wird zum Pech

Weitere elf Minuten später wiederum eine VAR-Situation. Zuerst wehrte Dejan Stojanovic in "Müller-Manier" einen Ball auf der Linie ab, doch Luzern blieb im Ballbesitz und flankte erneut zur Mitte. Und diesmal war unser Goalie einen Sekundenbruchteil zu spät, traf statt des Balles den Luzerner Lucas Alves, dessen Kopfball auch noch an die Latte flog. Doch was zuerst nach Glück für uns aussah, wurde nach zwei Minuten Videkonsultation zum Pech. Schiedsrichter Tschudi, der das Spiel zunächst weiterlaufen liess, entschied diesmal auf Penalty und lag damit wohl auch richtig - wobei die Länge der Entscheidungsfindung seltsam anmutet. Eleke trat an und versenkte den Elfmeter souverän.

Trainer Peter Zeidler brachte noch Angelo Campos für Jordi Quintillà, doch das Unheil liess sich auch in den fünf Nachspielminuten nicht mehr abwenden. Im Gegenteil: Den Luzernern gelang nach einem Konter in der 95. Minute noch das 2:0 durch Schneuwly. Natürlich war dies die Entscheidung in einem Spiel, welches nur einen Sieger verdient gehabt hätte - nämlich uns. Für Gesprächsstoff sorgte auch noch die Auswechslung Elekes in der Nachspielzeit, als er über das ganze Feld zu seiner Auswechselbank lief. "Eigentlich müsste ja ein Spieler nach den neuen Regeln das Spielfeld beim nächst möglichen Ort verlassen. Da erwarte ich vom Schiedsrichter schon, dass er das dem Spieler mitteilt und ihm nicht einfach bei der Auswechslung nur die Hand schüttelt", sagte Peter Zeidler. Aber er relativierte auch gleich, dass man natürlich nicht aufgrund dieser Situation verloren habe. Geärgert hat ihn diese Inkonsequenz der Regelauslegung aber sichtlich. (mna)

 

FC St.Gallen 1879 - FC Luzern 0:2 (0:0)

kybunpark - 11'672 Zuschauer - SR Lionel Tschudi.

Tore: 87. Eleke (Pen.) 0:1, 95. Schneuwly 0:2.

St.Gallen: Stojanovic; Hefti (Cap.), Stergiou, Letard, Muheim; Görtler, Quintillà (87. Campos), Ruiz (71. Costanzo); Bakayoko (60. Itten), Guillemenot, Kutesa.

Luzern: Müller; Schwegler, Lucas Alves, Cirkovic, Sidler; Voca, Ndenge; Schulz, Margiotta (67. Demhasaj), Schürpf (Cap.) (58. Schneuwly); Eleke (91. Knezevic).

Verwarnungen: 18. Bakayoko (Unsportlichkeit), 26. Lucas (Foul), 42. Schürpf (Foul), 60. Schwegler (Foul), 62. Schneuwly (Foul), 73. Guillemenot (Foul), 85. Stojanovic (Foul), 88. Müller (Spielverzögerung).

Bemerkungen: St.Gallen mit Klinsmann, Itten, Fabiano Alves, Costanzo, Kchouk, Campos, Rüfli (Ersatzbank) und ohne Vilotic, Lüchinger, Wiss, Nuhu, Babic, Staubli (verletzt), Fazliji, Ajeti, Kräuchi, Solimando, Strübi (nicht im Aufgebot). Luzern ohne Zibung, Enzler, Mistrafovic, Tia, Males, Burch, Binous (nicht im Aufgebot).