Werner Zünd wird 75

Unser langjähriger Assistenztrainer feiert am Montag Geburtstag. Mo, 23.01.23 Club Bildbeschreibung

Mit Werner Zünd feiert am 23. Januar ein Mann Geburtstag, auf den die Bezeichnung «Klublegende» zutrifft wie auf kaum einen anderen. Nach seinem Amtsantritt 1989 war Zünd während knapp 17 Jahren Assistenztrainer bei Grünweiss, und auch heute ist der Rheintaler noch für den FCSG tätig.

Im heutigen Fussball ist es nahezu undenkbar, dass ein Assistenztrainer während so vielen Jahren sein Amt ausüben kann. Ungewöhnlich war es schon zu Werner Zünds Zeit, gerade wenn man bedenkt, dass er in seinen 17 Jahren einem Dutzend Cheftrainern assistierte. Ungewöhnlich war auch, wie er überhaupt zum Job als Assistenztrainer des FC St.Gallen 1879 gekommen ist – über ein Zeitungsinserat. Die Stelle war im Sommer 1989 ausgeschrieben; Zünd, der damals den FC Diepoldsau trainierte, bewarb sich – und wurde genommen.

Der erste Cheftrainer in Werner Zünds neuer Funktion war Kurt Jara, und unter ihm erlebte Zünd gleich in seinem ersten Amtsjahr eine der aussergewöhnlichsten Saisons der Vereinsgeschichte. Angeführt von den Chilenen Ivan Zamorano, Hugo Rubio und Patricio Mardones stürmte der FCSG zum Wintermeistertitel. Dies sei die beste Mannschaft gewesen, die der FCSG je gehabt habe, sagte Zünd später einmal. Dies betraf nicht nur die Chilenen, sondern auch die Schweizer Spieler wie Roger Hegi, dem Zünd einige Jahre später assistieren sollte. Umso erstaunlicher und bitterer war es, dass dem FC St.Gallen 1879 die Finalrunde missglückte und er noch auf den 5. Schlussrang zurückfiel.

Im Herbst 1991 erlebte Werner Zünd seinen ersten Trainerwechsel, als Kurt Jara überraschend zurücktrat. Sein Nachfolger wurde Heinz Bigler, der Anfang April 1992 wieder gehen musste. Nach Biglers Entlassung übernahm Zünd zum ersten Mal interimistisch das Amt des Cheftrainers des FCSG. Gleich in seinem ersten Spiel passierte ein Malheur. Nach der Partie bei Neuchâtel Xamax nahm Werner Zünd standesgemäss an der Pressekonferenz teil. Als er die Maladière verliess, musste er feststellen, dass der Mannschaftscar ohne ihn abgefahren war. In seinem ersten Spiel als Chef war er einfach vergessen worden. Glücklicherweise wurde sein Fehlen bald bemerkt, der Car kehrte zurück, und Zünd konnte doch noch die Heimreise mit der Mannschaft antreten.

Mit dem FC St.Gallen 1879 ging es in der Folge sportlich bergab. Unter dem neuen Trainer Leen Looijen wurde 1992/93 die Finalrunde verpasst, ein halbes Jahr später folgte gar der Abstieg in die Nationalliga B. Auch finanziell erlebte der Klub in den 90er-Jahren oft schwierige Zeiten. Für Zünd wäre es jedoch nicht in Frage gekommen, dem FCSG den Rücken zu kehren. Unter Uwe Rapolder gelang ein Jahr später der direkte Wiederaufstieg und in der folgenden Saison in extremis der Ligaerhalt. Als Rapolder im April 1996 entlassen wurde, sprang Zünd erneut interimistisch für einige Spiele ein, bis Roger Hegi als neuer Trainer vorgestellt wurde.

Unter dem früheren Spieler Hegi wurde in der Ostschweiz eine neue Euphorie entfacht, die 1998 in der Qualifikation für den Cupfinal – den ersten nach 21 Jahren – gipfelte. Nach den schwierigen Jahren mit einem Abstieg und finanziellen Problemen endlich wieder ein Highlight, auch für den loyalen Assistenztrainer Werner Zünd. Der Cupfinal ging zwar auf die unglücklichste Art überhaupt im Penaltyschiessen verloren, doch Hegi und Zünd hatten da schon viele Spieler derjenigen Mannschaft zusammen, der zwei Jahre später das ganz grosse Ding gelingen sollte.

Als Roger Hegi Anfang 1999 dem Ruf der Grasshoppers folgte, wurde Marcel Koller als Nachfolger verpflichtet. Eineinhalb Jahre später war die grosse Überraschung perfekt: Der FC St.Gallen 1879 war Schweizer Meister 2000. Der erst zweite Meistertitel der Klubgeschichte, die Krönung auch für Werner Zünd in seinem elften Amtsjahr. «Dass ich das noch erleben darf, da muss ich dem Herrgott danken», sprach Zünd freudestrahlend in die Mikrofone von TVO. Noch heute benutzt der Rheintaler Worte wie «sensationell» und «unbeschreiblich», wenn er an diese Zeit zurückdenkt.


Nach dem Meistertitel blieb Werner Zünd weitere fünfeinhalb Jahre Assistenztrainer, erlebte weitere Highlights wie den Europacup oder das erneute Mitspielen um den Meistertitel 2001, aber auch Tiefpunkte wie das 3:11 im November 2002 in Wil (die Fans protestierten daraufhin mit "Ausser Werni könnt ihr alle geh'n") oder den Fall in die Auf-/Abstiegsrunde in der Saison 2002/03 mit, als der Klub nur drei Jahre nach der Meisterschaft plötzlich nahe am Abstieg in die NLB war. Als Meistertrainer Marcel Koller den FCSG im Januar 2002 verliess, assistierte Zünd noch vier weiteren Trainern, bis er Anfang 2006 unter Ralf Loose in dieser Funktion abgelöst wurde. Das Ende seiner Zeit als Assistenztrainer bedeutete jedoch nicht das Ende seiner Zeit beim FCSG. Zünd übernahm in der Folge Aufgaben im Teammanagement-Bereich, und nach dem Umzug des Klubs in den kybunpark (damals AFG ARENA) im Sommer 2008 gab er auch fachkundig Auskunft auf Stadiontouren.

Bevor Ralf Loose im Sommer 2005 engagiert wurde, erlebte Werner Zünd auch seine längste Zeit als Interimstrainer, als er nach Heinz Peischls überraschendem Rücktritt im April die Mannschaft bis zum Saisonende führte. Selber einmal Cheftrainer einer Profimannschaft zu werden, habe ihn trotzdem nie gereizt, sagt Zünd. Die Rolle des Assistenten sah er als ideal für sich an. Bei einem Dutzend Trainern, mit denen Werner Zünd zusammengearbeitet hat, ist es normal, dass er nicht mit allen immer auf einer Wellenlänge war. Daraus macht der Rebsteiner keinen Hehl. Gute Erinnerungen hat er dagegen nicht nur an Marcel Koller, Roger Hegi oder seinen ersten Chef Kurt Jara, sondern auch an Heinz Peischl. Dieser, so Zünd, habe ihn überall involviert und seine Arbeit wirklich geschätzt. Als Peischl Ende 2010 als Sportchef zum FC St.Gallen 1879 zurückkehrte, wollte er Zünd wieder stärker ins sportliche Geschehen einbinden und übertrug ihm Aufgaben als Scout.

In dieser Funktion ist Werner Zünd noch heute aktiv. An einer Medienkonferenz im vergangenen Herbst vor einem Cupspiel unterstrich der aktuelle Cheftrainer Peter Zeidler den Wert von Zünds Gegnerbeobachtung für die Vorbereitung des FCSG auf das Spiel. Daneben übt Werner Zünd mit seinen inzwischen 75 Jahren weitere Tätigkeiten für den Verein aus. In der Regel einmal in der Woche fährt er in den kybunpark und bedruckt Trikots für die 1. Mannschaft. Wie alle anderen Aufgaben erledigt er auch diese mit viel Herzblut. «Es freut mich», sagte Zünd kürzlich in einem Radio-Interview, «dass ich immer noch gefragt bin und meine Arbeit beim FC St.Gallen 1879 immer noch geschätzt wird.»

Wir wünschen dir alles Gute zum Geburtstag, Werni!