Auch ein Punkt bei Servette

Mo, 13.07.20 Spielberichte

Die beiden schwierigen Auswärtsspiele in Lugano und Genf innerhalb von drei Tagen beenden wir ungeschlagen und fahren als Leader zurück in die Ostschweiz.

Die Ausgangslage war nach der Niederlage der Young Boys in Basel am Vortag klar. Ein Punkt reicht uns, um die Tabellenführung wieder von den Bernern zu übernehmen. Doch in der Euphorie geht schnell vergessen, dass wie schon Lugano auch Servette sehr heimstark ist. Mal eben schnell nach Genf reisen und drei Punkte mitnehmen, das wäre zwar schön, entspricht aber nicht der Realität.

Und das mit der schnellen Reise war diesmal auch so eine Sache. Für das Spiel am Sonntag fuhren wir bereits am Mittwoch los – mit einem Zwischenhalt im Cornaredo, wo wir im Auswärtsspiel gegen Lugano einen teuren, aber vielleicht noch wertvollen Punkt in der Endabrechnung mitnehmen konnten.


Übernachtung in Saillon als gutes Omen

Doch danach ging es nicht sogleich zurück in die Ostschweiz, sondern nach Saillon im Wallis. Nach dem Spiel am Donnerstag im Tessin stand mit Genf auch noch die weiteste Destination von St.Gallen aus auf dem Programm, so dass unser Trainer Peter Zeidler daraus «eine Ferienreise» machte, wie er mit einem Augenzwinkern sagte.

In diesen anstrengenden Zeiten kam so die Regeneration der Spieler besser zum Zug, als eine nächtliche Fahrt über die Alpen und am nächsten Tag schon wieder die Abfahrt nach Genf. Von Lugano ging es also am Freitag über den Nufenen nach Saillon im Wallis, wo sich das Team jeweils bei den erfolgreichen Auftritten gegen den FC Sion vorbereitet hatte. Ein gutes Omen also für das Spiel gegen Servette? Peter Zeidler verriet jedenfalls, dass auf dieser kleinen Schweizerreise der Zusammenhalt innerhalb des Teams noch gefestigt wurde.


Hefti und Görtler gelbgesperrt

Doch die Strapazen der vergangenen Tage und Wochen machen sich langsam bemerkbar. Sowieso bei unserem kräfteraubenden Spielstil. Und noch einmal: Servette ist keine Grümpelturniermannschaft, die man einfach so in deren eigenen Stadion wegpressen kann, auch wenn den Genfern mit Schalk und Tasar wichtige Offensivkräfte wegen Sperren und Verletzungen fehlten.

Auch bei uns gab es zwei wichtige Absenzen: Captain Silvan Hefti und Lukas Görtler mussten beide einen Strafsonntag absitzen, womit Peter Zeidler die ganze rechte Seite neu besetzen musste.


Kein Anfangsfeuerwerk

Die beiden wurden durch Alessandro Kräuchi und Vincent Rüfli ersetzt und es sei bereits vorweggenommen, dass das Duo seine Sache mehr als nur gut gemacht hat. Doch zuerst gab es für Miro Muheim und Jérémy Guillemenot bei einem Zweikampf in der zweiten und dritten Minute etwas auf den Kopf. Ein Hinweis darauf, dass uns die Genfer Kopfzerbrechen bereiten werden?

Immerhin bot sich uns in der vierten Minute die erste Torchance, als Ermedin Demirovic auf das Tor laufen und schiessen konnte – doch unser Stürmer wurde, spät aber korrekt aus dem Abseits zurückgepfiffen.

Doch sonst gab es kein Feuerwerk in der Startviertelstunde, weder von uns noch von Servette. Die Genfer hatten einzig einen Freistoss von Stevanovic in der 14. Minute, der nicht ganz ungefährlich für Lawrence Ati Zigi war. Sonst aber war es für einmal ein gemächlicher Beginn unserer Mannschaft, sicher auch den sehr warmen Temperaturen in Genf geschuldet.

Rüflis Sonntagsschuss

Und so kam unsere Führung in der 18. Minute doch etwas überraschend. Nach einer Balleroberung kam der Ball zu Vincent Rüfli, und der zog aus rund 25 Metern einfach mal ab. Und wie er das tat! Wie ein Strich flog der Ball in die linke Torecke. Ein seltenes Erlebnis für den 32-Jährigen, der nur einen Steinwurf vom Stade de Genève in Carouge aufgewachsen ist. In den vergangenen neun Saisons traf Rüfli sieben Mal ins Netz.

In der Folge gab es auf beiden Seiten mehr Torszenen. Rüflis Treffer tat dem Spiel sichtlich gut, den von den Rängen gab es gar keine Stimmung. Die Genfer Zuschauer waren in der ersten Halbzeit kaum wahrnehmbar. Dabei gab es doch einige heikle Szenen. So etwa eine Intervention Kräuchis im eigenen Strafraum, der Schlenzer von Ruiz in der 35. Minute, der nur Zentimeter am Lattenkreuz vorbeizischte, aber auch die eine oder andere gute Reaktion von unserem Goalie Zigi.


Zigi im Fokus

Und Zigi sollte in der zweiten Halbzeit noch öfter Gelegenheit erhalten, sich auszuzeichnen. Einen Schlenzer Imeris von halblinks in der 54. Minute wehrte der Ghanaer mit einer wunderschönen Flugparade ab. Zwei Minuten später musste Zigi bei einem Freistoss Kopf und Kragen riskieren, doch der Kopfball von Cespedes verfehlte das Tor knapp.

Schwierig wurde es für unseren Goalie in der 61. Minute, als Cognat mit einem klugen, öffnenden Pass rechts rüber Stevanovic lancierte. Zigi kam raus um den Winkel zu verkürzen, doch Stevanovic zeigte seine Klasse und lupfte den Ball an Zigi vorbei ins Netz. Der Ausgleich hatte sich abgezeichnet.


Ampelkarte für Demirovic

Nach der zweiten Trinkpause in der 70. Minute folgten weitere Torchancen. Zuerst traf Demirovic ins Netz, doch er stand erneut knapp im Abseits (73.). Im direkten Gegenzug kam Kone an den Ball und wurde bei seinem Schuss zuerst von Betim Fazliji geblockt. Im zweiten Ablauf versuchte er Zigi mit einem Lob zu überlisten, doch unser Goalie war einmal mehr aufmerksam und verhinderte mit einem Hechtsprung den Rückstand.

Tore fielen zwar keine mehr, doch eine Szene gab doch noch zu reden. In der 93. Minute sah Ermedin Demirovic zum zweiten Mal innert weniger Minuten Gelb. Nach einem Foul gegen sich in der 90. Minute nervte sich Demirovic, was ihm von Schiedsrichter San die erste Verwarnung einbrachte, und bei der zweiten Aktion kurz danach kam Demirovic bei einem Zweikampf etwas zu spät. In der Summe ein harter Platzverweis, wenn auch regeltechnisch vertretbar. (mna)

 

Servette FC - FC St.Gallen 1879 1:1 (0:1)

Stade de Genève - 1'000 Zuschauer (Coronarichtlinien) - SR Fedayi San.

Tore: 18. Rüfli 0:1, 61. Stevanovic 1:1.

Servette: Frick; Sauthier, Routis (31. Vouilloz), Sasso, Iapichino; Ondoua, Cognat; Stevanovic, Cespedes (57. Kone), Imeri (82. Ricardo Alves); Kyei (82. Maccoppi).

St.Gallen: Zigi; Kräuchi, Stergiou, Fazliji, Muheim; Rüfli (80. Nuhu), Quintillà (Cap.), Ruiz (71. Staubli); Demirovic, Guillemenot (71. Bakayoko), Itten (56. Ribeiro).

Verwarnungen: 45. Muheim (Foul), 55. Guillemenot (Foul), 82. Ondoua (Reklamieren), 90. Demirovic (Reklamieren).

Bemerkungen: Servette ohne. St.Gallen mit Klinsmann, Bakayoko, Ribeiro, Staubli, Nuhu, Campos, Letard (Ersatzbank), und ohne Görtler, Hefti (beide gesperrt), Costanzo, Ajeti, Gonzalez, Babic, Lüchinger (alle verletzt), Strübi, Abaz, Fabiano Alves, Vilotic, Solimando (alle nicht im Aufgebot). - 73. Tor von Demirovic wegen Abseits aberkannt. - 93. Gelb-Rote Karte für Demirovic (Foul).