Spektakel, aber keinen Punkt

BSC Young Boys - FC St.Gallen 1879 4:3 (2:2) So, 10.11.19 Spielberichte Bildbeschreibung

In einem begeisternden und spektakulären Spiel unterliegen wir Meister YB in Bern mit 3:4. Alle drei Stürmer treffen, doch Nsame bringt uns kurz vor Ende um den verdienten Lohn.

Sie seien, so Peter Zeidler nach dem Spiel, mit zwei Zielen nach Bern gereist: "Wir wollten ein gutes Spiel machen und mindestens einen Punkt mitnehmen." Dass sein Team ein gutes Spiel machen werde, habe er gewusst, sagte unser Trainer weiter Leider hätten sie das zweite Ziel nicht erreicht. Und so bekam der FCSG zwar ein Haufen Komplimente, musste am Ende aber einmal mehr als Verlierer vom Plastikrasen im Stade de Suisse.

Dabei hätte dieses spektakuläre Spiel keinen Verlierer verdient gehabt. Die Berner zeigten drei Tage nach dem Europacupspiel in Rotterdam erneut eine starke Leistung. Unser Team forderte dem Leader und Meister jedoch alles ab. Am Ende entschieden Nuancen die Partie vor 28'645 Zuschauern, die voll auf ihre Kosten kamen.

Geburtstagskind Babic beschenkt sich selber

Ein Abtasten gab es in diesem Spitzenkampf der 14. Runde nicht. Bereits in der dritten Minute hatte unser Captain Silvan Hefti die erste Chance, doch sein Chip gegen von Ballmoos war zu kraftlos. Alles andere als kraftlos war dann Heftis Pass eine Minute später. Er bekam den Ball von Victor Ruiz an der rechten Seitenlinie und spielte Boris Babic im Strafraum an Das Geburtstagskind nahm den Ball mit links an, drehte sich und machte sich gleich selber ein Geschenk. Er drosch die Kugel flach in die entfernte linke Torecke. Was für ein Beginn!

Und Boris Babic blieb gleich im Fokus. Drei Minuten nach der frühen Führung kam er diesmal links im Strafraum an den Ball. Er tunnelte Sörensen und haute den Ball an die Lattenunterkante, von aus dieser wieder ins Feld zurücksprang. Eine Zwei-Tore-Führung nach sieben Minuten wäre zu schön gewesen. Kurz danach hatte Babic, der heute 22 Jahre alt wurde, eine weitere Grosschance. Nach einer Viertelstunde lancierte Victor Ruiz mit einem brillanten Aussenristpass der linken Seitenlinie entlang Ermedin Demirovic. Der Stürmer sah seinen Kollegen Boris Babic in der Mitte mitlaufen und spielte diesen auch an, so dass Babic plötzlich alleine vor von Ballmoos stand. Der YB-Goalie wehrte jedoch mit dem Fuss ab.

1:1 statt 3:0

In der Folge kamen auch die Gastgeber zu ihren ersten Chancen. Nach 23. Minuten konnte Aebischer den ersten Eckball für YB treten, und am Fünfmeterraum schraubte Zesiger seine 1,94 Meter in die Höhe und köpfte ein. Statt 2:0 oder gar 3:0 für uns hiess es plötzlich 1:1. Die Freude der Berner währte jedoch nicht lange. Zwei Minuten nach dem Ausgleich konnte auch Jordi Quintillà den ersten Eckball ausführen. Am ersten Pfosten lenkte Ermedin Demirovic den Ball in Richtung Tor ab. Ein Berner wehrte zwar noch ab, doch der Ball fiel Cedric Itten am hinteren Pfosten direkt vor die Füsse. Unser Neo-Natispieler stand dort, wo ein Goalgetter eben stehen muss und schob zur erneuten Führung ein.

Es dauerte wiederum nur fünf Zeigerumdrehungen und die Partie war resultatmässig erneut ausgeglichen: Garcia mit der Flanke von links und am hinteren Pfosten kam Fassnacht von hinten mit viel Wucht herangeflogen und köpfte zum 2:2 ein. Auch Fassnacht beschenkte sich selber. Er feiert morgen am 11. 11., dem Fasnachtsbeginn, seinen 26. Geburtstag. Und die spektakuläre erste Halbzeit wäre beinahe noch um ein Tor reicher geworden, denn Assalé nahm in der 43. Minute eine Flanke von rechts im Vorwärtsfallen mit der Hacke - ein sogenannter Skorpion-Kick. Der Ball ging nur Zentimeter am Tor vorbei. Das wäre wohl das Tor des Monats geworden - zum Glück nur wäre.

Lufthoheit bei den Bernern

In der Pause wechselte das Heimteam den Torhüter aus: Wölfli ersetzte von Ballmoos, den es in der Leiste zwickte. St. Galler auf der Haupttribüne scherzten jedoch, von Ballmoos sei schwindlig geworden vom Wirbel, den die drei Espen-Stürmer vor ihm veranstaltet haben. Wobei einer aus dem Trio - ermedin Demirovic - noch nicht getroffen hatte. Doch zuerst traf einer, der schon ein Tor erzielt hatte. Zesiger war zum zweiten Mal mit dem Kopf zur Stelle, und wieder ging der Aktion ein Eckball von Aebischer voraus. Nach dem Spiel meinte Captain Silvan Hefti selbstkritisch, die Standards hätten heute den Unterschied ausgemacht. In der Tat hatten die Berner die Lufthoheit in ihrem Stadion.

Drei Minuten später untermauerte Torschützenleader Nsame diese Analyse, als er nach einem Freistoss einen Kopfball in Richtung Lattenkreuz brachte, doch Dejan Stojanovic fischte den Ball dort heraus. Die Berner kamen nun immer besser ins Spiel. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Ausgerechnet ein Kopfball brachte uns in der 55. Minute wieder zurück ins Spiel. Miro Muheim kam nach einer Ballstafette von Victor Ruiz und Cedric Itten an den Ball und flankte mustergültig vor das Tor. Ermedin Demirovic schlich sich zwischen den beiden YB-Innenverteidigern davon und lenkte den Ball mit dem Scheitel in die entfernte Torecke ab. Wieder alles offen

Intensität nahm ab

Die hohe Intensität dieser ersten 55 Minuten nahm danach etwas ab. Doch das Spiel blieb spannend und unterhaltsam mit Chancen auf beiden Seiten, wobei bei den Bernern sich nicht wie erhofft eine Europacupmüdigkeit bemerkbar machte. Bis zur 80. Minute blieb das Resultat unverändert, als Ngamaleu plötzlich auf der rechten Seite durch brach und den Ball scharf vor das Tor spielte. Dort verpassten gleich vier Espen, sodass Nsame völlig alleine am hinteren Pfosten sein zwölftes Meisterschaftstor erzielen konnte.

Doch damit war unser Widerstand nicht gebrochen. In der 84. Minute hatte Cedric Itten nach schöner Vorarbeit von Silvan Hefti eine weitere gute Torchance, und auch der Schuss aus der zweiten Reihe von Ermedin Demirovic in der 86. Minute ging nur Zentimeter am Tor vorbei. Es blieb bis zum Schlusspfiff in der 95. Spielminute spannend, doch am Ende blieb ausser Komplimenten für eine ausserordentliche Leistung unserer Mannschaft nichts Zählbares, was man mit in die Ostschweiz hätte nehmen können. Nach fast drei Monaten mussten wir wieder einmal als Verlierer in einem Meisterschaftsspiel vom Platz. Die letzte Niederlage war am 14. August beim FC Zürich.

Siegeswille statt Punkt ermauern

Verständlich, dass das Team nach der Partie trotz tollem Auftritt enttäuscht war. Trainer Peter Zeidler meinte an der Medienkonferenz, dass sein Team auch nach dem 3:3 nicht auf Resultat halten spielen wollte. "Meine Mannschaft wollte auch hier in Bern gewinnen und ich wollte sie nicht bremsen", sagte er. "Vielleicht war das im Nachhinein ein wenig verwegen", fuhr Peter Zeidler weiter. Aber hinten mauern, das entspreche nicht der Philosophie des Teams.

Nun folgt die Länderspielpause, in der wir am nächsten Donnerstag in Pfullendorf gegen den SC Freiburg ein Testspiel bestreiten. Man habe heute gesehen, dass es weiterhin viel zu tun gebe, sagte Peter Zeidler. Aber man werde den Kopf nach dieser Niederlage nicht hängen lassen. Dazu besteht nach diesem erfrischenden Auftritt unserer Espen auch absolut kein Grund. (mna)

 

BSC Young Boys - FC St.Gallen 1879 4:3 (2:2)

Stade de Suisse - 28'645 Zuschauer - SR Urs Schnyder.

Tore: 4. Babic 0:1, 23. Zesiger 1:1, 25. Itten 1:2, 30. Fassnacht 2:2, 50. Zesiger 3:2, 55. Demirovic 3:3, 80. Nsame 4:3.

YB: von Ballmoos (46. Wölfli); Janko (66. Lotomba), Sörensen, Zesiger, Garcia  (82. Bürgy); Fassnacht, Lustenberger (Cap.), Aebischer, Ngamaleu; Assalé, Nsame.

St.Gallen: Stojanovic; Hefti (Cap.), Stergiou, Letard, Muheim; Görtler, Quintillà (85. Bakayoko), Ruiz (75. Fazliji); Babic (70. Guillemenot), Itten, Demirovic (75. Guillemenot).

Verwarnungen: 31. Zesiger (Foul), 34. Muheim (Foul), 43. Letard (Foul), 74. Guillemenot (Foul), 87. Fassnacht (Foul), 92. Stergiou (Foul), 93. Aebischer (Foul).

Bemerkungen: YB ohne Camara, Sierro, Sulejmani, Gaudino, Lauper, Martins, Hoarau (verletzt). St.Gallen mit Klinsmann, Wiss, Guillemenot, Bakayoko, Costanzo, Fazliji, Kräuchi (Ersatzbank) und ohne Strübi, Nuhu, Lüchinger (verletzt), Alves, Vilotic, Ribeiro, Staubli, Solimando, Kchouk, Campos, Rüfli (nicht im Aufgebot). - 7. Schuss von Babic an die Lattenunterkante.